Ghostwriting – das WARUM aus der Sicht des Ghostwriters

Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon gefragt und mit großen Augen angeschaut wurde, wenn ich sage, dass ich Bücher für andere Menschen schreibe und demzufolge Ghostwriter bin.

Aussagen wie:

Ich wusste gar nicht, dass das ein Beruf ist.

Was machst du da genau?

Für wen schreibst du denn, ist da jemand Berühmtes dabei?

Kann man mit dem Ghostwriting Geld verdienen?

Von Natur aus mit Schlagerfertigkeit und einer gesunden Portion Sarkasmus gesegnet, kommen mir direkt Gedanken wie:

Es gibt wohl so einige Berufe, die wir nicht kennen … schon mal von einem Schrankmanager gehört?

Was ich da mache? Na, schreiben …! Parallel dazu schreit der Experte und die Ghostwriter-Seele in mir sehr laut: wahnsinnig viel! Konzept und Struktur zur Buchidee des Kunden/der Kundin erstellen; herausfinden wie der Mensch, für den ich das Buch schreibe, so tickt; was will er mit dem Buch erreichen; wie ist sein Schreibstil; die Zielgruppe, die mit dem Buch angesprochen werden soll im Hinterkopf behalten und ganz im Vordergrund: Wie werde ich den Anforderungen des Kunden oder der Kundin bestmöglich gerecht. Nicht zu vergessen, den Zeitplan gut im Auge zu behalten und versuchen, ruhig zu bleiben, wenn die Kundin oder der Kunde eventuell sehr fordernd oder zeitlich nicht flexibel ist und so vieles mehr. Wichtig in Bezug darauf: der Informationstransfer. Wie komme ich regelmäßig an die Inhalte?

Hm, die Frage aller Fragen … aber leider nicht so einfach zu beantworten, und offen gesagt würde ich das bei manchen Büchern, die bereits meinen Weg gekreuzt haben, selbst gerne wissen: Hat der Autor das selbst geschrieben oder hat er das schreiben lassen? Was mich betrifft: Ich würde manchmal gerne über Kundenprojekte sprechen, weil sie großartig sind und wirklich coole, interessante Themen bearbeiten und erzählen. Jetzt kommt das große ABER: die Geheimhaltungserklärung. Hinter vielen meiner Aufträge steckt eine solche, weil ich eben Ghostwriter bin und das ein essenzieller Teil dieses Berufs ist. Meine Kundin/mein Kunde verlässt sich auf meine Loyalität und daher ist meine Verschwiegenheit unumstößlich. Was ich aber sagen kann, dass ich ganz unterschiedliche Bücher schreibe, das hängt ganz vom Auftrag ab. Oftmals sind es Sachbücher für Experten ihres Faches, Personen aus dem Management unterschiedlichster Branchen, die ihre fachliche Expertise in einem Buch präsentieren wollen. Außerdem schreibe ich Biografien für und über Menschen, die ihre ganz besondere Geschichte, ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit der Welt teilen oder auch verarbeiten wollen. Selten (zumindest bei mir) kommt jemand und möchte einen fiktionalen Roman geschrieben bekommen, aber auch das ist im Bereich des Möglichen und zugegeben, das würde ich sehr gerne einmal machen. Wer weiß, vielleicht bist du genau dieser Jemand? Und falls du das Gefühl hast, einem Monsterprojekt alleine gegenüberzustehen, dann sei beruhigt. Ich begleite dich in deinem Schreibprozess, gebe dir Tipps und Ratschläge, halte mich im Hintergrund und berate dich als Schreibcoach oder gebe dir einen Stups, wenn es beim Schreiben gerade nicht so flutscht.

Verdiene ich damit Geld? Ja. Sonst würde ich wohl nicht hier sitzen und schreiben, sondern etwas anderes machen, womit ich Geld verdienen kann. Ich habe es mit dem Verkauf von Frischluft versucht, ist nicht so gut gelaufen.

Generell kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Ich liebe, was ich tue! Ich mag es, mit individuellen Persönlichkeiten, Themen und Geschichten konfrontiert zu sein. Einzutauchen in eine andere Welt, die Möglichkeit zu bekommen, durch eine andere Brille zu blicken ist spannend, herausfordernd und genau das gefällt mir an meinem Beruf. Mich einzulassen auf die Geschichte eines Menschen, der mir sein Vertrauen schenkt, damit ich sein Buch schreibe. Jedes Buchprojekt ist eine besondere Reise, die mich in fremde Regionen führt und mich immer wieder neue Blickwinkel erfahren lässt.

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